Arena-Festspiele werden mit der neuen Traviata von Zeffirelli eröffnet
Damals maß sich der noch sehr junge Zeffirelli mit seinem künstlerischen Vater Visconti, der das Werk gerade in der berühmten Veroneser Produktion geleitet hatte.
Die enge Verbindung von Zeffirelli zu Verona ist bekannt: dem Piazza Bra verlieh er mit einem Restyling seine persönliche Note und auf der weitläufigen Bühne der Arena kreierte er unvergessliche Bühnenbilder der Carmen, Aida, Il Trovatore, Turandot, Madame Butterfly, Don Giovanni und heute endlich der Traviata. Sie wird mit Spannung erwartet, und dies nicht nur weil der Künstler mit dem Film Traviata von 1983 einen echten Meilenstein des Genres schuf. Mit Spannung erwartet wird sie auch darum, weil alle Traviata-Versionen von Zeffirelli das Publikum weltweit immer wieder mit einer ständigen Neu-Lesung des beliebten Verdi-Dramas verzauberte. Und so wird „seine“ Traviata in der Arena zu einer Gesamtsynthese dieser kontinuierlichen intellektuellen Arbeit an dem Text, die den Künstler sein Leben lang begleitet hat. Eine neue Traviata somit, die gleichzeitig die Geschichte eines langen Nachdenkens und ständigen Umdenkens ist – fast eine Enzyklopädie des stilistischen Gedankengangs von Zeffirelli über das beliebte Thema.
Bei der Arena-Traviata von 2019 handelt es sich um eine bedeutende Produktion, vor allem für die jüngeren Generationen, die die großartigen Inszenierungen der Vergangenheit nicht persönlich erleben konnten und nun einem großen Fresko gegenüberstehen, das zu einem historischen und ästhetischen Dokument zugleich wird.
Alle, die sich diese Traviata gewünscht haben, verbinden mit dieser Oper und mit Maestro Zeffirelli lange herzliche berufliche und persönlichen Beziehungen. Nicht nur die Stadt Verona, deren Hauptplatz die vom Florentiner Maestro entworfenen Farben präsentiert, auch das Arena-Festival lebt dank seiner vielen Werke. Es kommt nicht von ungefähr, dass man Zeffirelli 2010 mit einem Spielplan würdigte, bei dem er für jede Oper verantwortlich zeichnete. Dann ist da die Oberintendantin und künstlerische Leiterin Cecilia Gasdia, die am 9. Dezember 1984 in Florenz mit Carlos Kleiber am Dirigentenpult und Franco Zeffirelli als Regisseur die Traviata sang. Und der stellvertretende künstlerische Leiter Stefano Trespidi begann 1995 mit der Carmen seine lange Zusammenarbeit mit dem Maestro in der Arena. Last but not least sind da noch alle Arbeiter der Arena, die herzliche Erfahrungen mit Zeffirelli machten und eng mit dem Maestro verbunden sind.
Die Idee zur Arena-Traviata entstand bereits 2008. Sie war Zeffirellis großer persönlicher Wunsch, zurückzuführen auf seine Liebe zur Traviata. Doch erst heute wird sie Realität – nach einer langen und komplexen Vorbereitungsphase, die aufgrund der Bedeutung des Werks, des Ortes und der Beziehungen rund um die Oper notwendig war, aber auch aufgrund des Wunsches, dem Publikum die Perfektion zu schenken, die der letzte Kunsthandwerker der Bühne stets mit hartnäckiger Entschlossenheit gesucht hat.
Franco Zeffirelli ist der führende Experte der äußerst schwierigen Arena-Bühne mit ihren gewaltigen Künstlermassen. Er ist aber auch der feinfühlige Interpret des Potenzials dieser prestigeträchtigen und einschüchternden Bühne. In diesem Jahr wird er nun seine siebte Produktion realisieren.
Zu den „Eigenzitaten“, die dem aufmerksamen Publikum sofort ins Auge fallen werden, zählt die Erfindung des offenen Vorhangs, der erstmals anlässlich der Arena-Carmen von 1995 präsentiert wurde, die Liebe zum coup de thèâtre mit einer wichtigen visuellen Veränderung zwischen den beiden Szenen des zweiten Aktes kommt ebenfalls zum Ausdruck und dann ist da die Präsenz des im Film von 1983 verwendeten Originalbetts auf der Bühne.
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